Bereichsbild

Teilprojekt Politikwissenschaft - Internationale Politik

 

Der internationale Klimaschutz und die Möglichkeit des Climate Engineering gehören zu den sog. langfristigen politischen Herausforderungen für das Regieren dies- und jenseits der Nationalstaaten. Diese Langzeitprobleme weisen einen hohen Komplexitätsgrad auf, da sie erhebliche Unsicherheit im Zeitverlauf, unklare und oftmals unintendierte Wirkungen sowie enorme kollektive Handlungsprobleme beinhalten. Sie können auch als Risiken gelten, weil nicht nur Ungewissheit über beteiligte und verursachende Akteure besteht, sondern auch, weil gegenwärtiges Handeln zukünftige, nicht antizipierte Schäden verursachen kann. Der Klimawandel stellt ein besonders drängendes Langzeitrisiko dar. Eine ungenügende Eindämmung der anthropogen verursachten Erderwärmung kann nach Angaben des Weltklimarates (IPCC) bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von 2 bis zu etwa 6 Grad Celsius führen.

 

Das Teilprojekt der Politischen Wissenschaft untersucht politische Führung unter den Bedingungen von Ungewissheit und fragt konkret danach, inwiefern die Europäische Union (EU), ihre Mitgliedstaaten und andere Akteure ein gemeinsames Risikoverständnis bzw. Solidarmechanismen aufbauen können, um die langfristig wirksamen kollektiven Handlungsprobleme im Klimaschutz und im Bereich des Geoengineering zu bewältigen. Das Projekt setzt somit an der bisherigen Führungsposition der EU in der Klimapolitik an und untersucht zunächst allgemein, ob diese ihre Vorreiterrolle fortführen kann, indem sie eine einheitliche Position zum Risikomanagement für Geoengineering-Technologien und deren eventuelle Folgekosten formuliert. Im Oktober 2009 erklärten die Staats- und Regierungschefs erneut, dass die EU auch zukünftig eine führende Rolle in der Klimapolitik einnehmen und der Europäische Rat das Ziel unterstützten werde, nach Vorgaben des IPCC die Emissionen der Industrieländer bis 2050 um bis zu 95 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu verringern. Ebenso ist geplant, Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen erheblich zu intensivieren sowie globale Ziele festzulegen, um sichere und nachhaltige Technologien zu etablieren.

 

Konkret untersucht das Teilprojekt die Positionen von drei Mitgliedstaaten (Niederlande, Deutschland und Großbritannien) sowie der Europäischen Kommission gegenüber den Chancen und Risiken von Geoengineering aus vergleichender Perspektive. Es wird zum einen gefragt, inwiefern und inwieweit die Risikoeinschätzungen der Akteure differieren; zum anderen wird untersucht, ob diese Differenzen sich in abweichenden Forderungen nach einer Führungsrolle der Union und nach dem Aufbau eines Regulierungsrahmens für die Folgen des Klimawandels- bzw. der Geoengineering-Maßnahmen niederschlagen. Vor diesem Hintergrund leistet das Projekt Beiträge zur Risikoforschung, zur Problemlösungsfähigkeit von Demokratien im Hinblick auf gesellschaftliche Langzeitrisiken sowie zur Außen- und Klimapolitik der Europäischen Union.

 

Projektleitung: Prof. Dr. Sebastian Harnisch
Promotionsvorhaben: Stephanie Uther, M.A.
Seitenbearbeiter: Geschäftsstelle
Letzte Änderung: 23.05.2018