Fellow-Klasse 2019-2020Prof. Dr. Selim Jochim
Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg
Einfach komplex. Asymmetrien von Einfachheit und Komplexität in Natur- und Kulturwissenschaften
Das Arbeitsvorhaben widmet sich in vergleichender Perspektive Asymmetrien von Einfachheit und Komplexität in Natur- und Kulturwissenschaften. ‚Einfach‘ und ‚komplex‘ sind Zuschreibungen, die mit Blick auf die Erforschung von Natur und Kultur prima vista in unterschiedlicher Weise asymmetrisch zu sein scheinen. Für den Bereich der Kultur gilt, dass Komplexität der Zustand ist, zu dem Kultur hin zu tendieren scheint und der ein Kennzeichen für eine entwickelte Kultur ist. Das Einfache ist demgegenüber das Andere der Komplexität, seine Entwicklungs- und Schwundstufe. Demgegenüber soll das Projekt an einem Fallbeispiel, nämlich an der deutschsprachigen Lyrik des 17. Jahrhunderts, zeigen, dass es durchaus kulturelle Situationen gibt, in denen Einfachheit das Telos kultureller Aktivität ist und Komplexität nicht das Gegenteil von Einfachheit ist, sondern dass es eine Komplexität der Einfachheit in der Kultur gibt. In den Naturwissenschaften und insbesondere in der Physik sind viele Gesetzmäßigkeiten unabhängig von den darunter liegenden Details. Für die Beschreibung eines Gases ist es zum Beispiel zunächst einmal irrelevant, was seine chemische Zusammensetzung ist, und wie die einzelnen Atome oder Moleküle miteinander wechselwirken. Besonders erstaunlich ist, dass sich trotz der komplizierten Bewegung der Atome so einfache Größen wie Druck oder Temperatur definieren lassen, universelle Eigenschaften des gasförmigen Aggregatzustands. Im Austausch zwischen Literaturwissenschaft und Physik wollen wir der einfachen Frage näher kommen, wie Asymmetrien von Einfachheit und Komplexität in Natur und Kultur je unterschiedlich strukturiert erscheinen.
FORSCHUNGSGEBIETE
Die große Vision hinter allen aktuellen Forschungsprojekten ist das Verständnis von Vielteilchensystemen im Quantenregime:
- Wie versteht man Supraleitung bei besonders hohen Temperaturen?
- Wie kann man makroskopische Phänomene aus den grundlegenden Gesetzen ableiten?
- Wie große Quantensysteme können wir Atom für Atom im Labor kontrollieren und manipulieren?
Lebenslauf
- 1994 - 2000 Physikstudium an der Universität Heidelberg
- 1996 - 1997 Auslandsstudium an der University of California, Berkeley und der San Francisco State University
- 2000 Diplom in Physik am Max-Planck-Institut für Kernphysik
- 2000 - 2004 Promotionsstudium am Max-Planck-Institut für Kernphysik und an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck mit dem Titel „Bose-Einstein Condensation of Molecules“ (Science magazine „Breakthrough of the year 2004, #4“)
- 2004 - 2006 Postdoktorand am IBM Zurich Research Laboratory
- 2006 Gastwissenschaftler am James-Franck-Institute, University of Chicago
- 2006 - 2009 Juniorprofessor, gemeinsame Berufung der Universität Heidelberg und des Max-Planck-Institut für Kernphysik
- Seit 2009 Professor für Experimentalphysik am Physikalischen Institut der Universität Heidelberg
Ausgewählte Publikationen
Table
From few to many: Observing the formation of a Fermi sea one atom at a time AN Wenz, G Zürn, S Murmann, I Brouzos, T Lompe, S Jochim Science 342, 457 (2013). |
Deterministic preparation of a tunable few-fermion system F Serwane, G Zürn, T Lompe, TB Ottenstein, AN Wenz, S Jochim Science 332, 336 (2011). |
Bose-Einstein condensation of molecules S Jochim, M Bartenstein, A Altmeyer, G Hendl, S Riedl, C Chin, J Hecker Denschlag, R Grimm Science 302, 2101 (2003). |
High-temperature pairing in a strongly interacting two-dimensional Fermi gas PA Murthy, M Neidig, R Klemt, L Bayha, I Boettcher, T Enss, M Holten, S Jochim Science 359 (6374), 452-455 (2018). |
Quantum scale anomaly and spatial coherence in a 2D Fermi superfluid PA Murthy, N Defenu, L Bayha, M Holten, PM Preiss, T Enss, S Jochim arXiv preprint arXiv:1805.04734 (2018, under review at Science). |
Two fermions in a double well: Exploring a fundamental building block of the Hubbard model S Murmann, A Bergschneider, VM Klinkhamer, G Zürn, T Lompe, S Jochim Physical review letters 114, 080402 (2015). |
Observation of the Berezinskii-Kosterlitz-Thouless phase transition in an ultracold Fermi gas PA Murthy, I Boettcher, L Bayha, M Holzmann, D Kedar, M Neidig, MG Ries, A Wenz, G Zürn, S Jochim Physical review letters 115, 010401 (2015). |
Collisional stability of a three-component degenerate Fermi gas TB Ottenstein, T Lompe, M Kohnen, AN Wenz, S Jochim Physical review letters 101, 203202 (2008). |
Fermionization of two distinguishable fermions G Zürn, F Serwane, T Lompe, AN Wenz, MG Ries, JE Bohn, S Jochim Physical Review Letters 108, 075303 (2012). |
Radio-frequency association of Efimov trimers T Lompe, TB Ottenstein, F Serwane, AN Wenz, G Zürn, S Jochim Science 330 940, (2010). |
KONTAKT
Prof. Dr. Selim Jochim
Physik und Astronomie
Physikalisches Institut
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
E-Mail: jochim@uni-heidelberg.de