Arbeitsvorhaben Prof. Dr. Jürgen Kohl

"Flexibilität älterer Arbeitnehmer" im Rahmen des Marsilius-Projekts "Perspektiven des Alterns im Prozess sozialen und kulturellen Wandels"

 

Primäres Ziel des Teilprojekts "Flexibilität von älteren Arbeitnehmern" ist es, aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zentrale Einflussfaktoren auf die Anpassungs- und Innovationsfähigkeit älterer Arbeitnehmer zu erforschen. Diese Fragestellung ist aus mehreren Gründen von hohem gesellschaftlichem Interesse:

Damit in einer alternden Gesellschaft die steigende Lebenserwartung auch zu einem Zuwachs an aktiver Lebenserwartung und 'humaner Lebensqualität' führt, ist es notwendig, dass die gewonnene Lebenszeit möglichst frei von gesundheitlichen Beeinträchtigungen physischer und psychischer Art bleibt.

Dies ist zugleich die Voraussetzung dafür, die produktiven Potentiale älterer Menschen im Erwerbsleben, aber darüber hinaus auch für die Teilhabemöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben zu erhalten und zu nutzen.

Da viele gesundheitliche Risiken mit zunehmendem Alter vermehrt auftreten, erscheint es auch aus diesem Grunde lohnend, dem Eintritt solcher Risiken vorzubeugen, um den gesellschaftlichen Bedarf an Gesundheits- und Pflegeleistungen zu begrenzen.

 

Solche Einflussfaktoren können auf unterschiedlichen Ebenen verortet werden:

auf der Mikro-Ebene individuellen Verhaltens als auch auf der Meso-Ebene der Organisation von Arbeit und auf der Makro-Ebene der sozialpolitischen Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer. In einer institutionentheoretischen Betrachtungsweise bilden letztere den Handlungskontext sowohl für individuelle Präferenzen und Handlungsstrategien von Arbeitnehmern als auch für betriebliche (arbeitsorganisatorische und personalpolitische) Strategien von Unternehmen.

 

Mein spezifisches Forschungsinteresse im Rahmen dieses Projekts gilt der Analyse der sozialpolitischen Regulierung der Rahmenbedingungen für die Beschäftigung und die Erhaltung der Erwerbsfähigkeit älterer Arbeitnehmer. Hierzu gehören u.a. Themenkomplexe wie

-   die Gestaltung von Altersgrenzen zur Regulierung des Übergangs vom Erwerbsleben in den Ruhestand,

-   Maßnahmen zur Weiterbildung und (Re-)Qualifizierung älterer Arbeitnehmer,

-   Maßnahmen zur Minderung des Risikos vorzeitiger Erwerbsunfähigkeit (Arbeits- und Gesundheitsschutz).

In einem weiteren Sinn kann dazu auch das weite Spektrum von Maßnahmen zur Humanisierung der Arbeitswelt gerechnet werden.

 

Ein erster Arbeitsschritt besteht in einer Analyse der arbeits- und sozialrechtlichen Regelungen und ihrer Umsetzungspraxis. Hierbei ist der Gesichtspunkt wichtig, welche (positiven oder negativen) Anreizwirkungen von diesen Regelungen auf die Handlungsorientierungen der relevanten Akteure (Unternehmensmanagement, Arbeitnehmer, Betriebsräte usw.) ausgehen. Dies entscheidet nämlich darüber, in welchem Ausmaß von den gesetzlichen Möglichkeiten Gebrauch gemacht wird, ob es zu Mitnahmeeffekten kommt und inwiefern letztlich die intendierten Ziele erreicht oder verfehlt werden. 

 

Aus einer solchen Analyse der Wirkungsmechanismen arbeits- und sozialrechtlicher Regulierungen können in einem zweiten Schritt weiterführende Überlegungen zur Optimierung der entsprechenden Regelungen entwickelt werden: Wie sollten die sozialpolitischen Rahmenbedingungen ausgestaltet sein, um die Innovations- und Anpassungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer optimal zu fördern? Hierzu können sowohl die Evaluation entsprechender Modellvorhaben als auch der internationale Vergleich unterschiedlicher institutioneller Regelungen wertvolle Aufschlüsse liefern.

 


 



 

 

Seitenbearbeiter: Geschäftsstelle
Letzte Änderung: 23.05.2018