Fellow-Klasse 2023/24Prof. Dr. Joachim Kirsch

Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg

Autorenschaftspraktiken und Autorenschaftskonflikte in der Medizin. Eine empirische Analyse zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses

Konflikte darüber, wer und an welcher Stelle als AutorIn auf einer Publikation erscheinen darf gehören zum medizinwissenschaftlichen Alltag. Allerdings sind PhDs, Post Docs und Assistenten weitaus häufiger von den Konsequenzen einer benachteiligenden Änderung der Reihenfolge oder Auslassung betroffen als MedizinwissenschaftlerInnen auf höheren Karrierestufen. Im Rahmen des Arbeitsvorhabens am Marsilius-Kolleg ist das zentrale Ziel, durch das Zusammenführen medizin- und sozialwissenschaftlicher Perspektiven, empirisch belastbares und theoretisch informiertes Wissen über die Position des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Aushandlung von Autorenschaftsreihungen zu generieren. Dieses Wissen soll u.a. anwendungspraktische Umsetzung erfahren, in Form von Ergänzungen zur existierenden Handlungsempfehlungen und Leitlinien zur guten wissenschaftlichen Publikationspraxis an der Universität Heidelberg. Geplant ist eine Reihe von Fokusgruppeninterviews mit NachwuchswissenschaftlerInnen (AssistenzärztInnen und Post Docs) aus den Medizinwissenschaften und der Bioinformatik. Beide Antragstellenden sind im gleichen Maße bei dem Design und der Implementierung dieser Studie involviert. Das soziologische Erkenntnisziel der Studie ist in erster Linie, den „Kampf um Anerkennung“ (Honneth 1992) in der Medizin aus der Perspektive einer prekären Statusgruppe heraus zu bestimmen und mögliche „Verletzungen“, „Unsichtbarkeiten“ (Honneth 2003) und marginalisierende Erfahrungen mit Blick auf die Auswirkungen auf individueller Ebene nachvollziehen zu können.