Teilprojekt - Politische Ökonomie

Global Governance under the Uncertainty of Climate Engineering

 

Der rasche Klimawandel, der sich auf globaler Ebene vor allem durch einen Anstieg der Durchschnittstemparatur zeigt, stellt die internationale Staatengemeinschaft vor eine Vielzahl großer Herausforderungen. Die ungleiche Verteilung der Folgen führt zu unterschiedlichen Bewertungen des Klimawandels und somit auch zu einer divergierenden Bewertung der Maßnahmen zu dessen Eindämmung. In jüngster Zeit werden angesichts der großen Zielkonflikte bezüglich der Bekämpfung des Klimawandels immer wieder die technischen Möglichkeiten des Climate-Engineering diskutiert, entweder als schnell verfügbare Notfall-Lösung oder als echte Alternative zur kostspieligen Reduktion von Treibhausgasemissionen. Während diese Maßnahmen dazu beitragen können, die Folgen des Klimawandels zu vermindern, lösen sie nicht die Schwierigkeiten der politischen Koordination auf internationaler Ebene. Die schon bezüglich des Klimawandels existierenden Unsicherheiten über die Kosten und den Nutzen für jeden einzelnen Staat stellen sich bei der Frage nach Maßnahmen des Climate-Engineering (CE) als noch schwerwiegender dar, da Kosten und Nutzen hier möglicherweise auch als unintendierte Folgeerscheinungen auftreten können. Während politische Entscheidungsträger bei der Einschätzung des Klimawandels zumindest auf verschiedene Modelle zurückgreifen können, ist bisher noch wenig über die Folgen eines intendierten groß angelegten Eingriffs in das globale Klima bekannt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden jedoch auch CE-Maßnahmen "Gewinner" und "Verlierer" und damit Verteilungs- und Zielkonflikte erzeugen. Insofern stehen politische Entscheidungsträger vor dem Dilemma der Dringlichkeit politischer Koordination auf internationaler Ebene unter großer Unsicherheit.

 

Ziel des Teilprojekts Politische Ökonomie ist es, die Möglichkeiten und Grenzen für internationale Kooperation im Bereich des Climate Engineering auszuloten. Das Projekt geht in vier Schritten vor. Zunächst wird basierend auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen eine CE-Maßnahme identifiziert, deren zukünftige Implementierung als wahrscheinlich gilt und deren Wirkungskraft stark genug ist, um potentielle globale politische Konflikte auszulösen. Im zweiten Schritt untersucht das Projekt die Struktur des durch die Implementation der CE-Maßnahmen voraussichtlich entstehenden politischen Konfliktes mit Hilfe von Kosten-Nutzen-Analysen aus dem Bereich der Umweltökonomie. Im Anschluss soll spieltheoretisch modelliert werden, wie dieser Konflikt in Kombination mit dem hohen Maß an Unsicherheit über die potentielle Kosten-Nutzen-Struktur politische Koordination auf internationaler Ebene im Bereich des Climate Engineering ermöglicht oder behindert. Der dritte Schritt des Projekts untersucht, ob und auf welche Weise die im Bereich des Climate Engineering identifizierten Konfliktstrukturen den Strukturen anderer Politikfeldern gleichen und wie auf diesen Politikfeldern Koordination und Kooperation auf internationaler Ebene erreicht werden konnte (oder woran diese scheiterte). Ein Beispiel für ein solches Politikfeld ist die internationale Finanzregulierung. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie mit großer Unsicherheit über die Kosten-Nutzen-Struktur umgegangen und welche Art der Koordination dabei erfolgreich war. Die Ergebnisse werden im letzten Schritt dazu genutzt, verschiedene Optionen der politischen Steuerung von Climate Engineering auf internationaler Ebene zu evaluieren.

 

Prof. Dr. Stefanie Walter und Wolfgang Dietz

Seitenbearbeiter: Geschäftsstelle
Letzte Änderung: 23.05.2018