Bereichsbild

Teilprojekt Psychologie

Untersuchung der Reaktionen von Individuen auf Climate Engineering Maßnahmen aus der Perspektive des komplexen Problemlösens

 

Klimawandel als komplexes Problem

Die Klimasituation weist einen hohen Komplexitätsgrad auf und stellt somit erhebliche Ansprüche an den Menschen als Problemlöser. Als Komplexität erzeugende Merkmale sind die vielfältigen beteiligten und miteinander vernetzten Variablen, die Eigendynamik des Systems, unintendierte Nebeneffekte und die langen Zeitverzögerungen zu nennen. Letzteres wird beispielsweise dadurch deutlich, dass selbst bei einer in der Praxis unrealistischen sofortigen Senkung der anthropogenen CO2- Emissionen auf Null sich ein Temperaturabfall laut gängigen Modellschätzungen erst in einigen Jahrzehnten zeigen wird. Anhand der genannten Merkmale komplexer Probleme lassen sich Anforderungen ableiten, die an den Problemlöser gestellt werden. Hierzu zählen die Bildung einer Modellvorstellung über die Beziehungen zwischen den beteiligten Variablen, das Abschätzen zeitlicher Entwicklungen, die aktive Beschaffung von fehlenden Informationen sowie die Balancierung unterschiedlicher (auch gegensätzlicher) Ziele. Die Erforschung der individuellen Reaktionen der Problemlöser auf die genannten Anforderungen wird in den folgenden zwei Forschungsfragen aufgegriffen.

 

Zwei zentrale Forschungsfragen

 

Im psychologischen Teilprojekt stehen zwei Hauptfragestellungen im Mittelpunkt: (1) Welche Schwierigkeiten ergeben sich beim Umgang von Individuen mit dem komplexen System "Klimawandel"? (2) Welche subjektiven Reaktionen auf denkbare Climate Engineering- Maßnahmen zur Beeinflussung des Klimas sind zu erwarten?

 

(1) Wenn der Mensch aktiv in ein komplexes System eingreifen möchte, sollte erforscht werden, welche Schwierigkeiten bei der Identifikation beteiligter Variablen sowie der Kontrolle des Systems auftreten könnten. Hierbei ist in einem ersten Schritt zu klären, welche Bewusstheit für die Mechanismen vorhanden sind, die zur globalen Erwärmung führen. Also die Frage, inwiefern Individuen in der Lage sind, die beteiligten Variablen zu identifizieren, um anschließend Entscheidungen im Sinne von unterschiedlichen Eingriffsoptionen in das System bewerten zu können oder aber selbst aktiv eingreifend (in einem dynamischen, computerbasierten Szenario) Entscheidungen zu treffen. Identifikation beteiligter Effekte und Ziel führende Beeinflussung zeichnet komplexe Problemlösefähigkeit aus.

 

(2) Die zweite Forschungsfrage betrifft die Untersuchung subjektiver Reaktionen auf Climate Engineering Maßnahmen. Die menschliche Wahrnehmung der Bedeutsamkeit von Ereignissen differiert je nach Wichtigkeit und Nähe zur eigenen Situation. Von Interesse ist hier die Frage, wie Individuen das Risiko potentieller Climate Engineering Maßnahmen wahrnehmen sowie bewerten und wie das jeweilige Risiko relativ zu anderen das Individuum oder die Gesellschaft bedrohenden Risiken (bspw. Finanzkrise) gesehen wird. Diese Fragestellung tangiert folglich die individuelle Risikowahrnehmung und -einschätzung. Angelehnt daran stellt sich die Frage, wie Individuen die Fairness der jeweilig möglichen Optionen zur Beeinflussung des Klimas durch Climate Engineering Maßnahmen bewerten. Diese Fragestellung bezieht sich primär auf den Faktor der Polytelie ("Vielzieligkeit") im Umgang mit komplexen Problemen: Wie erreicht man eine Lösung, die für alle Beteiligten annehmbar erscheint?

 

 

Sascha Wüstenberg

 

 

Seitenbearbeiter: Geschäftsstelle
Letzte Änderung: 23.05.2018