Arbeitsvorhaben Prof. Dr. Jens Halfwassen

Materie, Bestimmtheit, Freiheit

Bei dem Projekt geht es um eine philosophische Neubestimmung des Verhältnisses von Materie, Bestimmtheit und Freiheit. Ausgangspunkt ist der Verdacht, daß ein Verständnis von Natur als durchgängig determiniertem Kausalzusammenhang weder philosophisch sinnvoll noch mit den Erkenntnissen der Quantenphysik vereinbar ist.

Ein solches Naturverständnis entstammt historisch der stoischen Philosophie und wurde durch die Stoa-Renaissance des 16. und 17. Jahrhunderts und ihren Einfluß auf die gleichzeitig entstehende moderne Physik weithin dominierend, und zwar bis heute. Es ist aber unvereinbar mit dem klassischen Materiebegriff, den Platon, Aristoteles und Plotin entwickelt haben und der Materie als Prinzip der Unbestimmtheit konzipiert. Daraus ergibt sich, daß die Natur kein durchgängig bestimmtes Ganzes sein kann, sondern Momente der Unbestimmtheit und damit Spielräume sowohl für Zufall als auch für Spontaneität bieten muß. Anders können Naturprozesse von der Teilchenbewegung bis zur Evolution gar nicht begriffen werden.

Genau dies scheint die moderne Quantenphysik mit ihrer Wiederentdeckung von Momenten der Unbestimmtheit gerade in den elementarsten Dimensionen der Natur zu bestätigen. Damit kommt zugleich die Freiheitsfrage ins Spiel, wobei Freiheit nicht Unbestimmtheit bedeutet, sondern Selbstbestimmung. Die Frage ist dabei auch, ob die Evolution gegen den modischen Neodarwinismus nicht-deterministisch als naturale Vorform von Freiheit begriffen werden kann.

Seitenbearbeiter: Geschäftsstelle
Letzte Änderung: 23.05.2018
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