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Fellow-Klasse 2011/12Prof. Dr. Andreas Draguhn

Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg

Neurotechniques – Möglichkeiten und Grenzen der angewandten Hirnforschung am Beispiel der „Neurodidaktik“

 

Es handelt sich um die Fortsetzung einer 2010 begonnenen Arbeit, die in allgemeiner Form Erklärungsansprüche der modernen Neurowissenschaft ausloten sollte. Dabei zeigte sich, dass Argumentationsmuster neurowissenschaftlicher Texte oft unreflektierte Prämissen enthalten, die zu weitreichenden Geltungsansprüchen führen und teilweise begründeten Widerstand anderer Disziplinen hervorrufen. Umgekehrt werden durch mangelnde Reflektion erkenntnistheoretischer Voraussetzungen der Hirnforschung möglicherweise Chancen zu einem fruchtbaren interdisziplinären Dialog verpasst.
Im zweiten Jahr meiner Mitarbeit im Marsilius-Kolleg würde ich nun gerne ein konkretes Beispiel aufgreifen, an dem die Schwierigkeiten, aber auch die Chancen des interdisziplinären Dialogs zwischen Hirnforschung und anderen Bereichen deutlich werden. Ich möchte mich auf das Thema „Neurodidaktik“ konzentrieren, also die Übertragung von Erkenntnissen der Hirnforschung auf theoretische und angewandte Pädagogik. Ich verspreche mir von dieser Fokussierung auf ein Anwendungsbeispiel ein genaueres Verständnis dafür, welche Geltungsansprüche der modernen Hirnforschung berechtigt sind und wie sie in die gesellschaftliche Praxis hineinwirken könnten. Dabei wird der wissenschaftliche Dialog mit Vertretern anderer Disziplinen entscheidend sein, die aus der Perspektive verschiedener Geisteswissenschaften oder Praxisfelder Begriffe klären, Fragestellungen präzisieren und nicht-naturwissenschaftliche Argumentationsmuster einbringen können. Im günstigsten Fall wird diese Arbeit zu weiterführenden Projekten mit konkretem Anwendungsbezug führen.

Porträt Andreas Darguhn Fellow 2020/21 Hochkant

FORSCHUNGSGEBIETE

  • Zelluläre Neurophysiologie; Mechanismen der hemmenden synaptischen Übertragung
  • Mechanismen der Koordinierung oszillierender neuronaler Netzwerke
  • Mechanismen der Gedächtnisbildung
  • Neuronale Homöostase und Plastizität
  • Entstehung und Pharmakotherapie von Epilepsie

Lebenslauf

  • 1981-1987 Studium der Humanmedizin, Physik (Vordiplom) und Philosophie (Zwischenprüfung), Universität Bonn; Förderung durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes
  • 1987-1990 Dissertation bei Prof. B.Sakmann, MPI Göttingen und Heidelberg
  • 1990-1991 Praktisches Jahr am Städtischen Krankenhaus Remscheid
  • 1991 Drittes Staatsexamen in Medizin
  • 1992 Promotion „Summa cum laude“ an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
  • 1992-1994 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Physiologie, Universität Köln
  • 1993 Approbation als Arzt
  • 1994-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Physiologie der Charité (Berlin)
  • 1995-2002 Wissenschaftlicher Assistent, Charité Berlin
  • 1997 Gastaufenthalt an der University of Birmingham, England
  • 1999 Habilitation für Physiologie
  • seit 2002 Professor (C4) und Direktor der Abteilung Neurophysiologie am Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg

    Preise, Auszeichnungen, Ehrungen:

  • Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, Vorstandsmitglied der NWG (Dt. Neurowissenschaftliche Gesellschaft), Mitglied im Fachkollegium Neurowissenschaften der DFG

Ausgewählte Publikationen

Tabelle

Draguhn A, Traub RD, Schmitz D, Jefferys JGR (1998) Electrical coupling underlies highfrequency oscillations in the hippocampus in vitro. Nature 394:189-192.
Draguhn A, Verdorn TA, Ewert M, Seeburg PH, Sakmann B (1990) Functional and molecular distinction between recombinant rat GABA-A receptor subtypes by Zn2+. Neuron 5:781-788.
Buzsaki G, Draguhn A (2004) Neuronal oscillations in cortical networks. Science 304:1926-1929.
Hartmann K, Bruehl C, Golovko T, Draguhn A (2008) Fast homeostatic plasticity of inhibition via activity-dependent vesicular lling. PLOS One 3:e2979.
Schmitz D, Schuchmann S, Fisahn A, Draguhn A, Buhl EH, Petrasch-Parwez E, Dermietzel R, Heinemann U, Traub RD (2001) Axo-axonal coupling. a novel mechanism for ultrafast neuronal communication. Neuron 31:831-840.
Verdoorn TA, Draguhn A, Ymer S, Seeburg PH, Sakmann B (1990) Functional properties of recombinant rat GABA-A receptors depend upon subunit composition. Neuron 4:919-928.
Axmacher N, Draguhn A, Elger CE, Fell J (2009) Memory processes during sleep: beyond the standard consolidation theory. Cell Mol Life Sci 66:2285-2297.
Both M, Bähner F, von Bohlen und Halbach O, Draguhn A (2008) Propagation of specic network patterns through the mouse hippocampus. Hippocampus 18:899-908.
Stief F, Zuschratter W, Hartmann K, Schmitz D, Draguhn A (2007) Enhanced synaptic excitation-inhibition ratio in hippocampal interneurons of rats with temporal lobe epilepsy. Eur J Neurosci 25:519-528.

KONTAKT

Prof. dr. andreas Draguhn

Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
E-Mail: andreas.draguhn@ physiologie.uni-heidelberg.de