Fellow-Klasse 2011/12 Prof. Dr. Monika Bobbert
Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg
Gleichheit und Ungleichheit in der Lebertransplantation. Aktuelle Fragen klinischer Praxis und ihre Reflexion aus
psychologischer und ethischer Sicht
Die Transplantationsmedizin ist ein wichtiger Bereich in der Krankenversorgung, der auf Grund der demografischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts voraussichtlich weiter wachsen wird. Die klinische Praxis der Organverteilung ist durch rechtliche Vorgaben, Berufsnormen und Fachstandards geregelt, lässt den behandelnden Ärzten aber Ermessensspielräume. In der klinischen Praxis der Lebertransplantation stellen sich aktuelle und für diesen Bereich spezische Fragen in Bezug auf die Normen Gleichheit und Ungleichheit, die bislang noch nicht psychologisch und wissenschaftsethisch bearbeitet wurden:
Verteilungskriterien Dringlichkeit, Wartezeit und Erfolgsaussicht, Alkoholabhängigkeit und Lebertransplantation, Non-Compliance als Ausschlusskriterium, Teilen einer Leber zwischen Erwachsenen und Kindern.
Ergebnisse: Die wissenschaftsethische Reflexion der aufgeführten Fragen stellt ein Forschungsdesiderat dar. Fixierung der Ergebnisse als wissenschaftliche Publikationen. Ggf. Änderungsempfehlungen in Bezug auf das Score-System, die Richtlinien der Bundesärztekammer und das Transplantationsgesetz. Präzisierung der eher vagen Einschätzung der Wartelistenkriterien der BÄK im Bericht Bundesregierung vom 30.6.2009 - vgl. Dt. BT DrS 16/13740, 73f. Auf der Basis der Identifikation und Diskussion moralischer Entscheidungsprobleme, die in der klinischen Praxis häug vorkommen, Erarbeitung von Empfehlungen für die Fortbildung von Ärzten und Pflegekräften.

FORSCHUNGSGEBIETE
- Grundfragen der moralischen Perspektive der Religion (Proprium christlicher Ethik)
- fundamentalmoralische Konzepte (u.a. Gerechtigkeit, Autonomie, Gewissen) und ihre gesellschaftliche Relevanz
- Bio-, Medizin- und Pflegeethik
- Ethik und Psychologie
- Verhältnis von Ethik und Recht
- methodische Fragen anwendungsbezogener Ethik
Lebenslauf
- 1990 Diplom Katholische Theologie, Universität Tübingen; Schwerpunkte Philosophie und Ethik
- 1992 Diplom Psychologie, Universität Tübingen; Schwerpunkt Klinische Psychologie
- 1993-1995 Bildungsreferentin, Katholische Akademie Lingen; Fortbildungen für Pflegende, Heilpädagogen
- 1995-1998 DFG-Stipendium, Internat. Zentrum Ethik in den Wissenschaften, Universität Tübingen (IZEW); GK-Begleitstudium „Angewandte Ethik“
- 1997 dreimonatiger DAAD-Forschungsaufenthalt in den USA, Georgetown University, Washington und Hastings Center, Garrison
- 1998-2000 wiss. Koordinatorin des GK „Ethik in den Wissenschaften“ am Internationalen Zentrum Ethik in den Wissenschaften, Universität Tübingen
- 2000/2001 wiss. Assistentin, FB Sozialethik, Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Tübingen
- 2001 Promotion (summa cum laude). Thema: "Das Patientenrecht auf Achtung der Autonomie und die berufliche Pflege", Katholisch-Theologische Fakultät, Universität Tübingen
- seit 2001 wiss. Mitarbeiterin, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universität Heidelberg
- seit 2008 Mitglied der Ethikkommission "Forschung am Menschen", Universität Heidelberg
- 2008 Habilitation: "Therapiebegrenzung bei nicht mehr entscheidungsfähigen, schwerkranken Patienten aus historischer, theoretischer und ethischer Sicht", Medizinische Fakultät, Universität Heidelberg; venia legendi Geschichte, Theorie, Ethik der Medizin
- 2008 Ba-Wü-Zertifikat Hochschuldidaktik
Ausgewählte Publikationen
Tabelle
Patientenautonomie und Pege. Begründung und Anwendung eines moralischen Rechts, Frankfurt/M. 2002 (Dissertation). |
mit Lilie H, Brückner U, Patienten- und Probandenschutz in der medizinischen Forschung, Wissenschaftliches Gutachten für die Enquete-Kommission Ethik und Recht der modernen Medizin, Deutscher Bundestag, Dez. 2004. Internet-Publikation: http://webarchiv.bundestag.de/archive/2007/0108/parlament/gremien/kommissionen/archiv15/ethik_med/gutachten/ gutachten_03_probandenschutz.pdf |
Individuelle Rechte als Maÿstab für eine gerechte Verteilung von Mitteln im Gesundheitswesen, in: Graumann, Sigrid, Grüber, Katrin (Hg.), Patient - Bürger - Kunde. Soziale und ethische Aspekte des Gesundheitswesens, Münster: LIT 2004, 130-163. |
mit Riedel U, Euthanasia and End-of-Life-Decisions in Germany: Public Opinion, Medical Views, the Ethical Debate and Legal Regulation, in: Annual Review of Law and Ethics 16 (2008), 467-498. |
Zur Notwendigkeit der Rückbindung eines Autonomieprinzips an einen Begründungsansatz, in: Düwell M u.a. (Hg.), Wie viel Ethik verträgt die Medizin?, Paderborn 2005, 105-124. |
Die Veräußerung von Körpersubstanzen, der „Informed Consent“ und ethisch relevante Charakteristika der Handlungskontexte, in: Taupitz J (Hg.), Kommerzialisierung des menschlichen Körpers, Heidelberg 2007, 235-256. |
Genetische Tests an Erwachsenen als neue Herausforderung für den Krankheitsbegriffs, in: Ethik & Unterricht - Jahrespublikation Humane Genetik (2002), 36-45. |
Die Problematik des Krankheitsbegriffs und der Entwurf eines moralisch-normativen Krankheitsbegriffs im Anschluÿ an die Moralphilosophie von Alan Gewirth, in: Ethica, 8 (2000) 4, 405-440. |
mit Werner M H, Keine wesentlichen neuen Gesichtspunkte? Stellungnahme zum Entwurf der Richtlinie der BÄK zur ärztlichen Sterbebegleitung und den Grenzen zumutbarer Behandlung, in: Zeitschrift für Ethik in der Medizin, 9 (1997) 4, 209-219. |
Moralpsychologie und Moralentwicklung, in: Düwell, Marcus, Hübenthal, Christoph, Werner, Micha H. (Hg.), Handbuch Ethik, Stuttgart: Metzler 2002, 428-432. |
KONTAKT
Prof. dr. monika bobbert
Seminar für Moraltheologie
Universität Münster
E-Mail: m.bobbert@uni-muenster.de